Räumliche und zeitliche Flexibilität durch virtuelles Arbeiten

30.11.22

Persönliche Weiterentwicklung Frau auf Arbeit

New Work steht für flexible, anpassungsfähige Arbeits- und Organisationsformen als Antwort auf den stetigen Wandel und steigende Komplexität. Vor allem im Zusammenhang mit Homeoffice ist der Begriff in letzter Zeit geradezu Sinnbild für eine Arbeitsweise geworden, der sich zahlreiche Unternehmen aktuell stellen müssen.

New Work ist zugleich eine Haltung, die den Menschen mit seinem Bedürfnis nach Sinn, Weiterentwicklung und Wertschätzung in den Mittelpunkt stellt. Diese Kombination vereint die Erfordernisse der Unternehmen und die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter bestmöglich. Das bedeutet für viele Führungskräfte ein grundlegendes Umdenken: Managen der Mitarbeiter ist out, vielmehr zählt es, Vielfalt und stärkenorientierten Mitarbeitereinsatz unter optimalen Rahmenbedingungen zu ermöglichen.

New Work ist nicht neu, doch die vergangenen Monate haben dessen Einzug in deutsche Unternehmen stark beschleunigt. Herkömmliche Managementpraktiken haben sich als überholt und starr erwiesen. Mit dem Wegfall stundenlanger und ergebnisloser Meetings sowie enger Kontrolle und langer Abstimmungswege blühen viele Mitarbeiter und Führungskräfte geradezu auf.

Hinterfragen und Neubewerten von Arbeitskonzepten

Die aktuellen Erfahrungen machen vorher undenkbare Arbeitskonzepte vorstellbar und erfordern deren Hinterfragen und eine Neubewertung. Muss auch in Zukunft jede Dienstreise angetreten oder jedes Meeting in Präsenz abgehalten werden? Ist das tägliche Pendeln notwendig und nachhaltig? Die aktuelle Ausnahmesituation hat Bewegung in bestehende Strukturen gebracht und zeigt neue Kombinationsmöglichkeiten von Arbeit und Privatleben auf. Sie öffnet den Blick für größere, strategische Fragen: Wie weit können Prozesse digitalisiert und effizienter gestaltet werden? Braucht es so viel Bürofläche, wenn Arbeiten konsequent dezentral und papierlos erfolgen? Könnten gerade für Pendler „New Work Spaces“ im ländlichen Raum ein perfekter Mittelweg zwischen dem täglichen Weg zur Arbeit und der Alternative Homeoffice sein? Würde ein dezentraleres Arbeitskonzept nicht den Radius an potenziellen Fachkräften oder Kunden stark erweitern?

New Work in der Praxis

Die AviloX GmbH mit Sitz in Leipzig ist Dienstleister für moderne Arbeitswelten und beschäftigt 20 Mitarbeiter. Das Unternehmen betrachtet sich als Labor für New Work. Bewusst verzichten die Mitarbeiter auf feste Büros und arbeiten räumlich verteilt sowie mobil in ganz Deutschland. Das macht das Unternehmen unabhängig von der lokalen Arbeitsmarktsituation und bringt es nah an seine Kunden. Zudem wird zeitlich flexibel gearbeitet – entscheidend ist nicht die Anwesenheit, sondern der Beitrag, den man für Kunden und im Team leistet.

Ein großer Teil der Zusammenarbeit findet digital statt. Ohne den regelmäßigen persönlichen Austausch wäre das sehr gute Arbeitsklima im Team und mit denKunden jedoch nicht denkbar. Dabei gibt es ein hohes Maß an Transparenz: Wissenund Erfahrungen werden ehrlich geteilt, wodurch innerhalb kürzester Zeit hochwertige Konzepte für die Kunden entwickelt werden können. Das Unternehmen hat eine Organisation aufgebaut, die ohne Führungskräfte auskommt, in der aberdennoch viel Führung stattfindet: Fachliche Führung übernimmt in Projektenoder zu Fachthemen die Person mit der jeweils größten Kompetenz. Prozessmoderatoren managen die Abläufe. Die Rolle des Coaches und disziplinarischen Vorgesetzten haben Entwicklungsbegleiterinne. Im Unternehmen gibt es keine starren Stellenprofile, weshalb das Tagesgeschäft und das Vorantreiben von Innovationen sowie die eigene Organisationsentwicklung nicht im Konflikt zueinanderstehen.

Viele Unternehmen machen sich auf den Weg in diese neue Arbeitswelt – darunter auch die Leipziger ONTRAS Gastransport GmbH. Vor rund drei Jahren wurde mit der Einführung eines Social Intranets der Weg in eine digitale, transparente und offene Zusammenarbeitskultur geebnet. Eine Initiative zur Einführung von agilen Werten und Praktiken erzeugt im Unternehmen seither eine neue Führungs- und Verantwortungskultur. Deren Vorteile werden gerade in der jetzigen Zeit besonders sichtbar: Die Umstellung auf Homeoffice und auf den Umgang mit dem neuen Tool Microsoft Teams gelingt sehr gut, weil die Mitarbeiter das digitale Teilen von Wissen und Informationsständen bereits kennen und diesem sehr offen begegnen. Durch die gestärkte Selbstverantwortung und das abteilungs- und hierarchieübergreifende Handeln wurde eine bemerkenswert hohe Effizienz erreicht. Die Geschäftsführung sieht daran die konkreten Effekte von New Work und verfolgt diese Strategie nun mit viel Elan weiter.

Den Moment nutzen und langfristig umdenken

Damit all diese New-Work-Arbeitsformen funktionieren, sollte regelmäßig ein besonderes Augenmerk auf die Unternehmenskultur gelegt werden. Ein hohes Maß an Freiheit benötigt auch ein hohes Maß an unternehmerischem Gesamtverständnis, Eigenverantwortung, Transparenz und Achtsamkeit. Jeder Schritt in Richtung New Work macht Unternehmen robuster, um den Veränderungen gut zu begegnen und auch in Krisenzeiten gut aufgestellt zu sein. Es braucht dafür eine grundlegende Veränderung im Denken und Handeln des Einzelnen und ein neu austariertes Verhältnis von Führung und Geführt-Werden. New Work ist dabei als ein lebendiger Prozess zu betrachten. Sind die ersten Schritte einmal getan, so ist es wichtig, weiterzugehen.

Gemeinsam mit der Stadt Colditz, der Lokalen Aktionsgruppe Leipziger Muldenland e. V. und interessierten Unternehmen hat die Avilox GmbH die Initiative „New Work Spaces“ für Mitteldeutschland gestartet, für die weitere Interessenten herzlich willkommen sind. Ziel ist die Etablierung dezentraler Arbeitskonzepte, um tägliches Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsstätte zu reduzieren und das Leben und Arbeiten in ländlichen Räumen attraktiver zu gestalten.

Text:
Regina Köhler,
Geschäftsführerin AviloX GmbH;
Daniela Krug-Gottwald,
Senior Beraterin AviloX GmbH

Weitere Blogbeiträge